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02.10.2014
Zu den „Vögeln des Glücks“



Schwedt ( tour's / Str.-Hl. - PI) - Eines der großartigsten Naturschauspiele, die sich heute noch in Deutschland erleben lassen, ist der jährliche Zug der Grauen Kraniche. Seit kurzem ist es wieder soweit: Grus grus ist auf der Durchreise zu seinen südlichen Winterquartiere. Während des Ziehens verständigen sich die großen Schreitvögel mit der roten Kopfplatte durch ihre charakteristischen, trompetenartige Ruflaute, wodurch sie auch den Menschen auf ihre keilförmigen Flugformationen am Himmel zuerst aufmerksam machen. Dies lässt sich selbst in den ruhigen Außenbezirken Berlins beobachten. In der Regel wird der Zug in Etappen absolviert, da sich die Vögel den Witterungsbedingungen anpassen und unterwegs unterschiedlich lange Zwischenaufenthalte einlegen. In den Naturlandschaften von Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern finden sich zigtausende Vögel zur Rast ein, wo reichlich Flachwassergebiete zur ungestörten Übernachtung und Feld- und Wiesenareale zur Futtersuche vorhanden sind. Geführte Kranichbeobachtungen zu Land oder zu Wasser gehören schon seit längerem in diesen Regionen zu vielgenutzten touristischen Attraktionen.

Der Graue Kranich gilt als ein Symbol der Wachsamkeit und Klugheit und „Vogel des Glücks“. In der Dichtung wird der Kranich symbolisch für etwas „Erhabenes“ in der Natur verwendet. In der Heraldik ist der Kranich das Symbol der Vorsicht und der schlaflosen Wachsamkeit. Tatsächlich ist er sehr scheu „mit einem Auge auf jeder Feder“.

Wer das Naturschauspiel des herbstlichen Kranichzugs genießen und noch mehr über den Glücksvogel erfahren möchte, ist gut beraten, sich einer von Naturschützern angebotenen Kranichexkursion anzuschließen. Dies ist gleich vor den Toren Berlins möglich. Mit dem NABU Berlin und dem Team der NABU-Naturschutzstation Storchenschmiede in Linum kommt man den großen grauen Vögeln im Rhinluch, rund 60 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, näher. Der größte Binnenkranichrastplatz Mitteleuropas beherbergte im vergangenen Jahr zwischen Oktober und November mehr als 80 000 Exemplare dieser imposanten Vögel, die sich aus ihren Brutgebieten in Skandinavien und dem Baltikum nun auf den Weg in Richtung Afrika machen, um dort zu überwintern. Aktuell sollen rund 36 000 Kraniche bereits im Gebiet sein. Ein Ausflug nach Linum lohnt sich also, wo man Führungen zu den Kranichrastplätzen mitmachen und in der NABU-Naturschutzstation Storchenschmiede mehr Wissenswertes über den Kranich erfahren kann. Von der Station aus gehen die Spaziergänge auf verschiedenen Wegen zu den interessantesten Punkten im Kranichrastgebiet, wo sich auch Scharen rastender Wildgänse beobachten lassen. Angeboten wird ein Bus-Shuttle ab S-Bahnhof Birkenwerder bzw. Exkursionen ab der NABU-Geschäftsstelle in Berlin-Pankow. Für die Teilnahme an Führungen ist unbedingt eine telefonische Anmeldung erforderlich unter Telefon (033922) 50500 / 90838. Weitere Informationen auch unter www.nabu-berlin.de

Die traditionsreiche Kranichwoche im Nationalpark Unteres Odertal ist 2014 erstmals ein deutsch-polnisches Gemeinschaftsprojekt. Das vielseitige Programm rund um den faszinierenden Vogel lädt vom 27. September bis zum 5. Oktober in den nördlichen Teil des Nationalparks sowie nach Gryfino und Marwice auf der polnischen Seite der Oder ein. Die 9. Kranichwoche bietet u.a. Fuß-, Schiffs- Kremser- und Kanutouren, Kranichfeste, einen Fotowettbewerb über Begegnungen während der Kranichwoche an. Näheres unter www.nationalpark-unteres-odertal.eu.

Die Küstengewässer des Nationalparks „Vorpommersche Boddenlandschaft“ wirken wie ein Magnet auf Zugvögel, weil sie hier ruhige Schlafgewässer und vielfältige Nahrungsräume vorfinden. Alljährlich verweilen im Frühjahr auf dem Zug nach Norden und Osteuropa und im Herbst an ihrem größten mitteleuropäischen Rastplatz, der sogenannten „Rügen-Bock-Region“, auch Tausende von Kranichen. Vor allem im Herbst können bis zu 70 000 der beeindruckenden Großvögel über einen längeren Zeitraum beobachtet werden. Ein guter Anlaufpunkt für Besucher ist das Kranich-Informationszentrum Groß-Mohrdorf nordwestlich von Stralsund. In der ganzjährig geöffneten Dauerausstellung hat man die Möglichkeit, fast alles über die Kraniche zu erfahren. Informative Schautafeln, audiovisuelle Medien und Präparate geben einen Einblick in das Leben der beeindruckenden Großvögel. Mehr unter www.kraniche.de. Reedereien in der Boddenregion bieten im Herbst spezielle Kranichtouren an.

Und wer jetzt an einem schönen Herbsttag draußen unterwegs ist – einfach mal lauschen: Vielleicht fliegen und trompeten sie ja über uns am Himmel, die Vögel des Glücks.









 

 


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