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08.02.2016

Gefährdung durch Abbrüche an den Hochufern der Ostseeküste

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Sassnitz / Rügen (tour's / M. Str.-Hl.) : - Nach eingesetztem Tauwetter und stärkeren Regenfällen sind die Hochufer an der Ostseeküste, wie zu erwarten, wieder in Bewegung geraten. Besonders betroffen ist das Kreidesteilufer im Nationalpark Jasmund. Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt und Geologie (LUNG) in Güstrow sind vor Kurzem zwischen Sassnitz und Lohme etwa 2.000 Kubikmeter Kreide und Geschiebemergel abgerutscht. Rund einen Kilometer südlich der Mündung des Kieler Baches ragt hier eine etwa 30 Meter lange, zungenförmige Abbruchsmasse ins Meer. Zwischen Ernst-Moritz-Arndt-Sicht und Kieler Bach ist der Strand derzeit kaum passierbar. Und dies dürfte längst nicht der letzte Abbruch dieser Monate gewesen sein.

Solche Küstenabbrüche stellen eine große, häufig unterschätzte Gefahr dar. Trotz Warnungen geraten Wanderer immer wieder in Notlagen, bleiben in den Kreide- und Mergelschlammmassen stecken und müssen mühsam und unter Gefahr auch für die Retter aus dem Morast befreit werden. Nach Angaben eines äußerst besorgten Sprechers des Nationalparks Jasmund hätten sogar Neugierige damit begonnen, an der neuen Abbruchstelle südlich des Kieler Baches nach Fossilien zu suchen. Zu einer Tragödie kam es Weihnachten 2011, als weiter nördlich auf Rügen am Kap Arkona ein zehnjähriges Mädchen verschüttet worden war und erst nach Wochen tot geborgen werden konnte. Und die Rüganer trauern noch immer um ein Wahrzeichen: In der Nacht auf den 24. Februar 2005 brachen die berühmten und markanten Hauptzinnen der Wissower Klinken von der Steilküste ab. Dabei sackten 50.000 Kubikmeter Kreide in die Ostsee und nur zwei Stümpfe blieben übrig.

Als aktive Kliffs werden diese hohen Uferhänge bezeichnet, die in Bewegung sind und beständig natürlich verformt werden, langfristig und unaufhaltsam. Der Wechsel von Frost und Tauwetter setzt ihnen in jedem Winter besonders zu. Kommt es in der Folgezeit bis in das Frühjahr hinein zu länger anhaltenden Regenfällen, rutschen die durchnässte Kreide- und Mergelmassen einfach ab. Von diesen natürlichen Prozessen sind an der Ostsee viele Hochufer betroffen. An vielen Orten in Mecklenburg-Vorpommern nagen Meer und Witterung an der Substanz der Steilufer: auf Rügen auf Jasmund, Wittow und der Granitz, aber auch auf Hiddensee, auf dem Fischland bei Ahrenshoop und auf Usedom. Naturliebhaber sollten bei Wanderungen diese Gefahren nicht unterschätzen und entsprechende Warnungen nicht leichtsinnig in den Wind schlagen.



 

 


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